Von der Sonne gekühlt

Folgende Situation: Ein schöner Flugtag neigt sich dem Ende zu, die Flugzeuge sind geputzt und verräumt, jetzt ein kühles Feierabendbier und … Bäh! …. Soachwarm!

In den vergangenen Jahren leider die Regel. Die schöne Küche mit den Kühlgeräten in der Flugwarte hilft nichts, wenn es einfach am Strom fehlt, diese auch zu betreiben. Und den ganzen Tag dafür den Generator laufenlassen, ist auch nicht die Lösung. Zumal mit Lärm und Kosten verbunden ist es außerdem nicht die umweltfreundlichste Lösung. Und wir wollen doch umweltfreundlich bleiben.
Aber ein Anschluß ans öffentliche Stromnetz ist finanziell nicht leistbar, also hilft nur, für Autarkie zu sorgen.

Flori aus Königsfeld wußte Rat und Tat. Vor allem einem kühlen Getränk nicht abgeneigt, konnte er für uns acht ausrangierte Solarmodule von einem Elektrobetrieb aus Geisenfeld für Lau organisieren. Mit eigens konstruierten Halterungen fanden diese Module ihren Weg aufs Dach. An einem herrlichen Sonnentag im November montierten wir die Teile zusammen.

Über die Wintermonate hatte ich dann die Zeit, die Schaltung zu planen und die nötigen Komponenten zusammenzukaufen. Zunächst mußte aber ein Schaltschrank her. Aber da hatte unser Kassier noch einen alten Schrank, bei dem ich dann das Innenleben ausschlachten konnte. Mit der leeren Montageplatte ging es dann ab in meinen Keller, wo ich mich dann an den Aufbau machte.

 

Ein elektornischer Schaltschrank mit den Batterien für die Solarmodule
Schaltschrank-Innenleben mit den 4 Akkus, Laderegler, Balancer, Spannungskonverter für 230V, DC-DC Wandler für 12V, Sicherungen und Notstrom-Umschaltung
Anzeige des Schaltschranks
Frontpanel mit Anzeigegeräten und Batterie-Notschalter

Inzwischen fand auch der noch leere Schrank seinen Platz in der Halle. Und so nach und nach verlegten wir zusammen die nötigen Leitungen, vom Dach zum Schaltschrank, sowie die Leitungen für den 230V-Kreis und die Leitungen für die schon vorhandene 12V Verteilung für die Hallenbeleuchtung. Da konnten sich auch unsere Flugschüler Joelina und Manuel ein wenig einbringen.

Ich entschied mich für ein 48V-System. So konnte ich jeweils 4 Paneele in Reihe schalten, um die nötige Primärspannung zu erhalten und erhielt dann zwei Solarkreise, die per Vorsicherung an den Laderegler angeschlossen wurden. Der lädt dann vier in Reihe geschalteten AGM Batterien (für alle Technik-Affinen: Ja, der richtige Ausdruck wäre Akku). Das sind Bleibatterien, die aber durch einen speziellen inneren Aufbau zyklenfest sind, also besonders geeignet für ein ständiges Laden und Entladen. Herkömmliche Blei-Säure-Batterien quittieren da gerne nach wenigen Jahren ihren Dienst.

 

Zwei Männer präsentieren stolz die montierten Solarmodule
Flugschülerin Joelina und ihr Papa Thomas waren mir hilfreich zur Seite gestanden. Thomas baute unter anderem die speziellen Halterungen für unser Blechdach.

Natürlich, Lithium-Ionen-Batterien könnten da wesentlich mehr Leistung speichern, aber einerseits kosten diese ein Vielfaches, zudem sind mir diese Teile einfach zu brandgefährlich. Wenn diese Akkus einmal brennen, hält sie nichts mehr auf. Einfach nicht tragbar, wenn diese in einer Halle stehen, die fast komplett aus Holz gebaut ist. Ein brennender Tesla ist auch nicht zu löschen, man muß schon das ganze Fahrzeug komplett im Wasser versenken, um den brennenden Akku soweit herunter zu kühlen, daß er endlich das Brennen aufhört. Ein Hoch auf die Elektromobilität!

Für die Lebensdauer-Verlängerung spendierte ich auch einen Balancer. Dieser überwacht die Spannungen der einzelnen Batterien und leitet bei Bedarf die Spannung um, sollte sich die Spannung bei einer Batterie als höher als die anderen erweisen. So wird das Überladen einer einzelnen Batterie verhindert.

Ein Spannungswandler, welcher die 48V Gleichspannung in 230V Wechselspannung wandelt, beschert uns dann die Kühle unserer Getränke. Ein eigens verlegter Stromkreis versorgt dann die Kühlgeräte in unserer Flugwarte, zudem werden auch noch das Ladegerät für die Flugzeugbatterien und das Funkgerät damit versorgt. Die Notlösung, die viele Jahre das Laden der Fliegerakkus übernommen hat, war teils nicht in der Lage, für richtig geladene Akkus zu sorgen. Und hat nun ausgedient.

 

Auch die kleine PV-Anlage mit einem Panel von 60 Watt Leistung, welche die 12V Versorgung für die Hallenbeleuchtung übernommen hatte, wurde hiermit überflüssig. Diese Aufgabe übernimmt ein 48-zu-12V Spannungsregler, der ebenfalls im Schaltschrank verbaut ist.

Für die Technikinteressierten hier ein paar Daten. Insgesamt 8 Solarmodule polykristalin mit einer Nennspannung von 27,6V und 260 Watt. Aufgrund des Alters gehe ich mal von mind. 75% der Nennleistung aus, also rund 200 Watt Spitzenleistung. Das macht bei 8 Modulen gut anderthalb Kilowatt.
Über einen MPPT Laderegler mit max. 60 Ampere Ladestrom werden 4 in Reihe geschalteten AGM Bleiakkus versorgt, jeder mit 105 Ah Kapazität. Das macht rund 5 kWh an Energie. Ein Sinus-Spannungswandler mit 2000 Watt Dauerleistung versorgt die Kühl- und Ladegeräte in der Flugwarte. Ein DC-DC Wandler, der uns von 48V Batteriespannung die 12V für die Hallenbeleuchtung bereit stellt, liefert auch noch 30A, also 360 Watt.

Das System ist für 4 Solarkreise ausgelegt, wovon 2 derzeit genutzt werden. Das heißt, bei Bedarf könnte man die Leistung verdoppeln.

Der Härtetest in den kommenden Sommermonaten wird zeigen, ob ich das System in der Leistung ausreichend gestaltet habe. Die ersten Tests erwiesen sich als erfolgreich. Die Zeiten pisswarmer Plörre und aufgequollender Salate, die man im Kühlschrank vergas, scheinen nun der Vergangenheit zu gehören. Darauf ein kühles Blondes!

Ein Mann, dessen halbes Gesicht hinter den Solarmodulen hervor schaut.
Like Wilson!
Zwei Männer montieren Solarmodule auf dem Hallendach des LSV Pfaffenhofen
Hier mit Thomas, unser Profi-Konstrukteur und allseits helfende Hand.